

Einmal mehr verbrachten wir im Oktober ein paar Tage Ferien in der Südschweiz, in der Umgebung von Ascona.


Es ist jedes Mal fast wie ein Heimkommen, da DER MANN und ich schon so oft dort waren. Für mich bedeutet das Tessin fröhliche Leute, Palmen, lichte Wälder mit Edelkastanien, Birken, Eichen, Kamelienblüten im Frühling, reife Kastanien im Herbst, kleine Eidechslein, die sich auf den typischen Steinmäuerchen sonnen und blitzschnell in einer Ritze verschwinden, wenn Schritte nahen. In meinen Erinnerungen sehe ich moosbewachsene Steine und Felsblöcke, Täler mit Rustici und Grotti, den spiegelglatten See, grüne Hügel.

Und die Menschen? Sie ertragen die saisonale Invasion von Tausenden von uns «Tedeschi» mit stoischer Gelassenheit oder mit freundlichem Humor. Nicht nur die Sonne wärmt, sondern auch ihr Lächeln.


Wir hatten erneut auf dem Monte Verità reserviert. Das gleichnamige Hotel wurde 1926 im Bauhaus-Stil errichtet und 2008 komplett renoviert. Die Gäste wohnen auf einer Anhöhe oberhalb von Ascona und dem Lago Maggiore, inmitten eines großen Gartens mit exotischen Pflanzen. Ein kleiner Pfad führt hinauf zum japanischen Teehaus, vorbei am Zen- und am Tee-Garten, wo, angepflanzt nach japanischem Muster, halbkreisrunde Reihen von Teebüschen das Auge erfreuen. Habt Ihr gewusst, dass die Teepflanzen im Oktober blühen und fein riechen?

Im gastlichen Tee-Haus werden auch japanische Tee-Zeremonien und Seminare zum Thema «Grüner Tee» abgehalten. Der Monte Verità ist ein zauberhafter Ort, an dem die Erholung ganz von selbst kommt!

Der «Berg» rühmt sich einer reichen, bisweilen etwas skandalösen Geschichte, die ich hier nur bruchstückhaft wiedergeben kann. Spannend ist vor allem die erste Zeit. Im Herbst 1900 kauften Henri Oedenkoven und seine Lebensgefährtin Ida Hofmann das Grundstück oberhalb von Ascona, das sie fortan Monte Verità nannten, und gründeten eine Siedlungsgemeinschaft auf zunächst veganer und später vegetarischer Grundlage. Und Ihr Plan war nichts Geringeres, als eine neue Welt zu erschaffen, eine Alternative zur industrialisierten, beschleunigten Gegenwart, die ihnen Leib und Seele zu gefährden schien. Häufig unbekleidet, arbeiteten die Mitglieder der Siedlungsgemeinschaft in den Gärten, pflegten lose Lebensgemeinschaften und setzten sich mit östlichen Heilslehren auseinander. Eigentlich waren sie die Hippies des Fin-de-Siècle.

Kommt uns dieses soziale Unbehagen nicht irgendwie bekannt vor? Etwas Entscheidendes verändern am Zustand der Welt und im eigenen Leben, aufmerksam auf seelische und körperliche Gesundheit achten, absolut frei von gesellschaftlichen Konventionen leben, aus dem täglichen Hamsterrad aussteigen – das hatte (und hat noch immer) etwas Bestechendes. Doch wie extrem darf solches ausfallen, um erfolgreich zu sein? Ob es auf dem Monte Verità gelang? Wir werden sehen… (Forts.)

Liebe Grüsse, Elisa