Die Laterne

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Letzten Winter kaufte ich für das Grab meines Sohnes eine etwa 50 cm hohe Laterne. Im Geschäft wurde sie liebevoll geschmückt. Die weisse elektrische Kerze konnte man stets aufs Neue für ein paar Stunden anzünden – wenigstens solange die Batterie trocken blieb. Hübsch sah die Laterne aus mit dem schwarz-goldenen Rahmen und den seitlichen, schön geschliffenen Scheiben. Den ganzen Winter über machte sie uns Freude. Eigentlich hatte ich vor, sie im Frühling nach Hause zu tragen und für die nächste Wintersaison aufzubewahren. Doch dann bekamen DER MANN und ich in der Kirche eine große, bunte, dicke Osterkerze. Ich freute mich, als wir gegen Abend zum Grab gingen, wo ich das Türchen öffnete, die Kerze hineinstellte und anzündete. Sie brannte hell und freundlich.

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Am nächsten Nachmittag spazierte ich mit meiner Patentochter, die auf Besuch war, wieder zum Grab. Ob wohl die Kerze noch brannte? Das allerdings nicht. Sie war samt und sonders heruntergebrannt – aber was war denn das? Da lagen nur noch zersprengte Glassplitter und eine geköpfte, verbogene Laterne auf dem Grab. Sogar der Blumenschmuck war an verschiedenen Stellen schwarz angesengt. Du meine Güte! Ein Glück, hatte es in der Nacht kurz geregnet, denn am vorigen Tag hatten Erde und Gräser um das Grab herum knochentrocken gewirkt. Heiliges Kanonenrohr! Ein riesiger Schreck fuhr mir nachträglich in die Glieder. Stellt Euch vor, ich hätte den ganzen Friedhof angezündet!! Die Brandstifterin wäre sicher rasch gefunden worden.

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Einmal mehr freue ich mich, dass mir der Himmel wohlgesonnen ist. Und mein Sohn? Er wird geschmunzelt haben über seine Mama und ihr loderndes Feuerwerk mit dem wahrscheinlich fulminanten Schluss-Knall!

Foto Elisa

Sagt, bin ich nicht ein Glückspilz?
Elisa, 15.06.2022