Im Orient, Teil II: Von Salzkrusten, Schlamm und Tausendfüsslern

Forts.: Nicht alle lieben den Orient, dessen bin ich mir bewusst, doch sehr oft ändern Europäer nach einer Reise dorthin ihre Meinung. Denn es sind Orte der Poesie: schillernd und kraftvoll, erdig und geheimnisvoll, sprudelnd und weit, lebensvoll und lebensfeindlich, mit anderen Worten, herrlich kontrastreich! Es sind starke Bilder, die verschiedene Ferienaufenthalte bei mir hinterlassen haben.

Heute erzähle ich ein wenig von Jordanien. Auch dort war ich mit DEM MANN, das war 1999 – du meine Güte, ist das schon lange her – und doch sind die Eindrücke immer noch derart lebendig!

Foto Jordanien-Reisen.info: Das Tote Meer mit den salzverkrusteten Ufern
Foto Mövenpick Hotel: Zara-Spa mit Blick aufs Tote Meer

Wir waren im damals neuen Mövenpick-Hotel untergebracht, dessen Architektur einem orientalischen Dorf nachempfunden war. Mit seinen verträumten Gassen, Treppen, Arkaden, plätschernden Brunnen und in Mauernischen eingelassenen Lämpchen verzauberte es uns gleich bei der Ankunft. Es lag etwa 430m unter dem Meeresspiegel. Wenn mittags oder abends ein heißer Wüstenwind wehte, hatte man bisweilen das Gefühl, fast zu ersticken. Umso beliebter war die „Happy Hour“ abends so etwa um halb sechs. Dann trafen DER MANN und ich uns mit andern Hotelgästen zum Dorfklatsch – aber nicht etwa an der Bar oder auf dem Dorfplatz, sondern im Toten Meer. Das war eine lustige Sache, weil man bei der hohen Salzkonzentration im Wasser Auftrieb wie ein Korken bekam. Weniger lustig waren die Tausendfüßler, die zwischen den salzverkrusteten Steinblöcken am Ufer lauerten, um dann plötzlich in Windeseile über die Wasseroberfläche zu rennen mit dem Ziel, uns hinterlistig in den Rücken zu stechen.

Photo by Pixabay on Pexels.com: Lauernder Tausendfüssler

Tagsüber waren wir oft faul. Uns gefiel der ungewöhnliche Swimming Pool. Er war weitläufig, mit Salzwasser gefüllt, und an seinen seichten Rändern war reichlich Sand ausgebreitet. Doch kaum lagen wir auf den Liegestühlen, begann der tägliche Kampf gegen Plagegeister, kleine Fliegen nämlich, die die Frechheit hatten, sich gleich sippenweise auf menschlichen Füssen und Gesicht niederzulassen. Auf DEN MANN, den Ärmsten, hatten sie es besonders abgesehen (ich liebe sein Gesicht ja auch!), und bisweilen ging’s vor dem Schlafengehen weiter, mit einer nächtlichen Jagd nach Ameisen auf dem Zimmerboden oder gar im Bett. Ich glaube, in diesen Momenten hatte DER MANN ein wenig Heimweh nach der Schweiz.

Foto horizonfinder.de:
Eingeschmiert mit Schlamm vom Toten Meer,
was sehr gesund ist und Hautkrankheiten zu heilen vermag

Behandlungen mit Meersalz sind ausgesprochen gesund. Ich gönnte mir im Gesundheitszentrum eine sog. „Dry Floatation Therapy“, eine Behandlung mit heißem, heilendem Schlamm aus dem Toten Meer, mit dem man am ganzen Körper eingeschmiert wird und den man, eingehüllt in mit Wasser gefüllten Decken und in eine Wanne abgesenkt, etwa 20 Minuten einwirken lässt. Ein absolut herrliches, wahnsinnig entspannendes Gefühl, weil man richtig schwebt, wie schon der Name sagt, und – wie mir die Therapeutin verriet – auch die Lieblings­therapie des damals jungen Königs Abdullah II. Er käme jeweils vor Sonnenuntergang, erzählte sie, beschützt von seinen Leibwächtern, wenn die Hotelgäste noch schliefen. Da lag ich also auf dem gleichen Bett wie seine Hoheit beliebte – wenn auch natürlich nicht zur gleichen Zeit… Ob die Geschichte bloß ein Märchen war? Einerlei! Träume sind erlaubt, besonders, wenn die Umgebung Zauberhaftes vorgaukelt.

Foto von Freundin Heidi Wildi: Der Präsidentenpalast Quasr al Watan
in Abu Dhabi wirkt schon von weitem imposant

Auch wenn Ihr weder „floaten“ möchtet noch königliche Ambitionen habt: Ich überlasse Euch nun Euren Träumen. Es wartet noch mehr Spannendes beim nächsten Mal, wie z.B. ein Besuch in Petra. (Forts. folgt)

Eure Elisa
25.01.2023

15 Kommentare zu „Im Orient, Teil II: Von Salzkrusten, Schlamm und Tausendfüsslern

  1. Der Orient ist geheimnisvoll und schön, nur auf die ’niedlichen‘ Tierchen kann ich verzichten. Danke für die Fotos und Deinen interessanten Reisebericht. Ich schlafe lieber zu Hause. 🤔 Bin der absolute Reisemuffel. Albtraum war immer, eine solche Reise zu gewinnen. Ich würde mich nicht freuen – im Gegenteil. Aber alles auf der Welt hat seine Liebhaber. Lass es Dir gut gehen, liebe Elisa. Ich grüße Dich herzlich, Gisela

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    1. Liebe Gisela, danke Dir vielmals für Deinen Kommentar. Ja natürlich, Reisen ist mitunter beschwerlich, doch wenn man das Reisevirus hat, nimmt man Erschwernisse gerne in Kauf. Reisen ist für mich ein Lebenselixier, und ich bin betrübt, dass mir allmählich die Kraft dazu fehlt. Doch es ist, wie Du schreibst: alles auf der Welt hat seine Liebhaber. Das macht es ja gerade so interessant, dass wir nicht alle gleich sind. Ich wünsche Dir eine erholsame Nacht. Herzlichst, Elisa 🧡

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  2. Liebe Elisa, gut – die Tierchen müsste ich jetzt auch nicht unbedingt live sehen – da reichen mir Bilder vollkommen aus! :-/ 🙂
    Zum Rest: Wieder ein spannender und toll geschriebener Reisebericht, der Lust auf den nächsten Urlaub macht! Von daher danke fürs Mitnehmen 🙂
    🌴⛱⛵🌉🏛🌅🌞🙋‍♀️
    Viele Grüße Bea

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    1. Liebe Bea, mir hätten die Bilder auch gereicht. Aber was will man, das Leben ist nicht perfekt. Für eine tolle Reise nimmt man gerne die eine oder andere Unannehmlichkeit in Kauf, oder nicht? Im Nachhinein war es erst noch eine schiere Lappalie, verglichen mit dem, was mir gestern eine Bekannte erzählte. Ihre Nachbarn, ein Ehepaar Mitte Fünfzig, verkauften Betrieb und Haus, um auf einem komfortablen Wohnschiff die Welt zu erkunden und das Leben zu genießen. Nach einem halben Jahr kamen sie nach Australien. Dort wurde in einer einsamen Gegend der Mann von einem Krokodil angefallen und getötet, und sie musste zuschauen! Schrecklich, oder nicht? Die Frau kehrte allein in die Schweiz zurück und ist seither nie mehr gereist.
      Ich danke Dir herzlich für Deinen Beitrag. Er hat mich sehr gefreut. Herzlichst, Elisa 😍😍🤩🤩

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      1. Ach man, das ist ein schreckliches und sehr trauriges Beispiel für Reisen, gottseidank aber ja nicht die Regel. In den allermeisten Fällen kommt man gesund, gut erholt und mit einer Menge phantastischer ‚Bilder‘ zurück. :-/ Und das einzig negative sind die Mengen an schmutziger Wäsche und der leere Kühlschrank. 🙂
        Hab einen guten Tag und pass auf dich auf, liebe Elisa. Viele liebe Grüße Bea 🧚🏽‍♀️🍀

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  3. So eine Schwebetherapie wäre genau das Richtige jetzt: Ich bin schrecklich verspannt. Schlamm unter den Schuhen hasse ich, mich darin einpacken zu lassen ist … eine wohlige Vorstellung. Verrückt! (Aber es ist ja kein gewöhnlicher Straßen-, sondern feiner Heilschlamm.) Danke für deinen bereits beim Lesen entspannenden Reisebericht! Von den lästigen Flugtierchen mal abgesehen, aber wo ist schon alles Gute beisammen. 😉 LG Anke

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    1. Ja, liebe Anke, die Schwebetherapie ist eine tolle Sache und etwas vom Entspannendsten, was ich je gemacht habe. Außerdem hat der Schlamm, wie Du es erwähnst, eine antibakterielle Wirkung und enthält enorm viele wertvolle Stoffe. Eine Reise ans Tote Meer würde ich jederzeit wieder machen, jedoch lieber auf der jordanischen als auf der israelischen Seite. Ich wünsche Dir einen entspannten Rest der Woche und danke Dir für Deinen Kommentar. Herzlichst, Elisa

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