
Nach einer wahren Begebenheit
Im Jahre 1866 trug sich Schreckliches zu im sonst so beschaulichen Städtchen Murten im Freiburgerland. Doch niemand ahnte das Unheil, das nur zu bald hereinbrechen sollte, gab es doch atemberaubende Neuigkeiten: Ein amerikanischer Wanderzirkus sollte Murten besuchen!
Als der Abend der Vorstellung kam, gurrten die Tauben eindringlich von den Dachrinnen, doch die Bevölkerung war viel zu aufgeregt, um irgendwelche Gefahren zu wittern. Zum ersten Mal würde die Bevölkerung zwei echte, riesengrosse Elefanten aus dem Urwald zu Gesicht bekommen, ein Männchen und ein Weibchen! Und die würden Kunststücke vorführen! Es wurde denn auch ein mitreissendes Abenteuer, und die Menschen gingen nach der Vorstellung voller Stolz und Freude nach Hause. Doch die Geschichte endete damit leider nicht.
In den frühen Morgenstunden nach der Vorstellung wurde der Elefanten-Bulle wild, er brach brüllend aus seiner Stallung aus und tötete den Elefantenwärter, dem er 14 Jahre lang gehorcht hatte. Dann rannte er wütend durch das aufgeschreckte Städtchen, Gass-auf, Gass-ab, es war beängstigend, die Menschen schrien, weinten, flohen, rannten ziellos umher, es gab verständlicherweise tumultartige Szenen. Der leidenschaftliche Ausbruch aus der Hitze des afrikanischen Busches wirbelte das ruhige helvetische Leben im Städtchen tüchtig durcheinander und trieb manch kühles Blut in Wallung. Da galt es, die gewohnte Ordnung rasch wieder herzustellen und die Gefahr zu bannen. Unruhestifter bringen Unruhe. Das wussten die Murtener nicht erst seit Napoléon. Und der war bloß aus Frankreich gekommen…
Doch es gelang niemandem, auch den Zirkusbetreibern nicht, den Störenfried zu bändigen. Der Elefantenwärter hätte ihn vielleicht besänftigen können, doch der hatte ja leider, freilich ungewollt, das Zeitliche gesegnet. Zum Glück säumten Lauben die Altstadthäuser, und ein paar besonnene Männer kamen auf die Idee, in aller Eile in der Rathausgasse hölzerne Barrikaden aufzurichten. Ihr könnt Euch denken, dass die Geschichte damit nicht ausgestanden war. Unter den Zurufen von ein paar mutigen Zuschauern setzten sie ihr Leben aufs Spiel, indem sie den unbändigen Kerl mit Geschrei von den Lauben in die Gasse hinunter jagten und ihn dergestalt gefangen nahmen.
Doch was nun? Denn das Tier war durch die erneute Gefangenschaft mitnichten zahm geworden. Da war grobes Geschütz gefragt. Wozu gab es Kanonenkugeln im nahen Freiburg? Gesagt, getan! Unter dem Beifall der Murtener setzte ein solcher, eilig herbeigeschaffter Sechspfünder mit Munition, dem bedauernswerten, stolzen Prachtbullen ein unrühmliches Ende. Mit einer einzigen Kanonenkugel wurden seine irrwitzigen Freiheitsträume für immer zerstört.

Nach der ganzen Aufregung verteilten die Behörden das viele Fleisch unter der Bevölkerung. Das Skelett, das besonders große Stoßzähne aufwies, verkauften sie für teures Geld nach Bern. Es befindet sich noch heute im dortigen Naturhistorischen Museum. Man hatte, zwecks Zurschaustellung, die Haut ebenfalls präpariert und ausgestopft, doch das erwies sich als wenig lukrativ. Auf mysteriös-afrikanische Weise verschwand der künstliche Koloss mit der echten Haut bei einem Umzug des Museums.
Die Murtener haben das Ereignis nie vergessen. Schließlich wird man hierzulande nicht jeden Tag zum abenteuerlichen Elefantenjäger! Noch immer nennen sie den unteren Teil der Rathausgasse die «Elefantengasse». Ein findiger Bäcker begann aus Butterteig kleine Elefäntli zu backen, die es ebenfalls noch heute in einer Murtener Bäckerei zu kaufen gibt. Mmh, fein!
Die todbringende Kanonenkugel kann im Museum des Städtchens besichtigt werden.

Alles in allem: ein wahrhaft mitreissendes Abenteuer!
Bleibt mir nur die Frage: Wie hat wohl das Fleisch des wahrscheinlich brünstigen Bullen geschmeckt?

Der Arme
Elefant
Und der Pfleger…
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Reiner, dasselbe habe ich auch gedacht. ☺
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Lieber Reiner, ja, das finde ich auch. Aber er war natürlich eine große Gefahr für die Bevölkerung. Zum Glück werden Wildtiere heutzutage besser behandelt. Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüsse, Elisa
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Danke für die Geschichte dieses armen Elefanten. Zirkus mag ich überhaupt nicht und keine dressierten Tiere und Menschen. Jedes Lebewesen sollte in Freiheit leben und Glück erfahren. Leider ist das nicht immer möglich. Liebe Grüße, Gisela
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Liebe Gisela, mir geht es gleich. Schon als Kind wollte ich nicht mit den Eltern in den Zirkus gehen, weil mir die herrlichen Raubtiere, die lächerliche Kunststücke vorführen mussten, leidtaten. Bei den geschilderten Vorkommnissen darf man allerdings nicht vergessen, dass sie 1866 geschahen und man damals noch nicht sehr sensibilisiert aufs Tierwohl war. Und natürlich ist ein wildgewordener Elefant eine grosse Gefahr, besonders, wenn so wenig Platz ist wie in Murten. Die Altstadt des reizenden Städtchens besteht nämlich aus vielen engen Gassen und Gässchen. Danke Dir für Deinen Kommentar, der mich sehr freut. Liebe Grüsse, Elisa
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Spannende Geschichte, liebe Elisa 🙂
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Lieber Gerhard, ich danke Dir vielmals für Dein Kompliment, das mich sehr freut! Liebe Grüsse, Elisa
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Hast du die jetzt erfunden Elisa, oder gab es so ein Geschichte tatsächlich?
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Nein, liebe Brig, ich habe die Geschichte nicht erfunden. Sie ist tatsächlich wahr. Im Erfinden bin ich nicht so gut. Danke Dir für Deine Zeilen und liebe Grüsse, Elisa
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Eine Elefantengeschichte, die so gar nicht in die ruhige beschauliche Schweiz und schon gar nicht in so ein Altstadtgässchen passt. Da kann man sich schon gut vorstellen, welche Aufruhr und Aufregung so ein Elefantenbulle damals erzeugte. Trotzdem irgendwie nett, wie man die Geschichte in der Bäckerei und anderweitig am Leben erhält und Murten damit etwas zu bieten hat, was andere Altstadtgassen in anderen Orten nicht vorweisen können. Liebe herbstliche Grüße Ursula
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Sehr gut hast Du das beschrieben, liebe Ursula. Ich selbst bin natürlich froh, dass ich nicht dabei war… Danke herzlich für Deinen Kommentar und liebe Grüsse, Elisa 🎃💪🐘🐘🐘
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Bonjour mes amis, amies
Bonjour mes amis, amies
Je vous envoie un petit écris pour que vous commenciez bien votre journée
Avec une grosse pensée heureuse
Oubliez tout les petits défauts de la journée d’hier
Avancez sur du concret
La lumière du jour saura vous guider
Belle journée à vous, vos proches enfants
Bise BERNARD
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Bonjour Bernard, merci de votre gentil message. Je vous envoie de ma part beaucoup de lumière dans le coeur, soit le jour ou la nuit. Meilleures salutations, Elisa
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