Habt Ihr im August die wunderbaren Sternschnuppen gesehen? Ganz bestimmt! Sekundenschnell blitzten sie auf. Mystisch wie himmlische Wesen, leichter und schneller als der Wind, schossen sie pfeilgleich durch die samtschwarze Nacht – ein Hauch Unendlichkeit aus dem All! Der extrem kurze, atemberaubende Moment liess mich vor Ehrfurcht erschauern. Muss bei solchem Anblick nicht jede Selbstüberschätzung, Grossspurigkeit, Machtusurpation, ja, jede menschliche Grausamkeit zusammenfallen wie verbrannte Asche?

Auch ohne Sternschnuppen ist es ein Erlebnis, in den Himmel zu schauen, wenn die Nächte klar sind. Merkwürdig, dass wir das Licht von Sternen sehen, die längst schon erloschen sind. In der Tat erscheint uns beim Betrachten von Sternen immer nur ein Abbild der Vergangenheit. Ja, merkwürdig ist das, aber irgendwie auch berührend – denn sind sie nicht ein Symbol dafür, dass etwas Schönes nie verloren ist?

Ähnliches geschieht auf unserem Planeten in Bezug auf Menschen und ihre Vergänglichkeit. Die bestürzende Erfahrung, dass sich die geliebte Gestalt eines Verstorbenen im Feuer auflöste und seither in unserer irdischen Wirklichkeit nicht mehr existiert – diese Erfahrung wird erträglicher, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sein Abbild nicht völlig verschwunden ist, sondern wie ein erloschener Stern im Herzen und in der Erinnerung stets aufs Neue aufleben darf. Dieser Gedanke besänftigt und tröstet mit Sicherheit nicht nur mich.

Ich schicke Euch mit diesem Blog tausend liebe Gedanken, so hell und freundlich wie die Sterne, die am Himmelszelt blinken.
Elisa
5.10.2022

Jemand schrieb kürzlich (war es Martenstein in seinem neuesten Buch), daß die verschwundenen Freunde und Bekannten allmählich immer mehr werden?!
Mit meinen 68 Jahren beschäftigt mich das immer mehr.
Da waren Leute dabei, die maßgeblich waren für mich, oft, ohne daß diese es wussten.
Ich spüre jetzt auch stärker die Nöte meiner Mutter, nicht mehr eigentlich die Vereinnahmung.
Einen prächtigen Cousin hatte ich, ein Charme der Frauen! Seit mehr als 10 Jahren ist er dement.
Ich grüsse jetzt oft betagte Leute beim Spaziergang, obwohl ich nur ihren Namen kenne. Es ist mir eine Ehre, ihnen zu begegnen.
Übrigens hatte ich den Zugang zu Älteren schon vor 30 Jahren. Da hatte ich bei einer USA-Busreise Kontakte abends primär zu den 70-80-Jährigen. Mit denen saß ich noch draussen beim Bier. Die Jüngeren waren da nie zu finden.
Einen verabschiedete ich am Flughafen mit „Machs gut, Junge!“.
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Lieber Gerhard, was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen, ich danke Dir für Deine Zeilen. Ja, mir geht es gleich. Ich bin noch 10 Jahre älter als Du, und finde es oft schwierig mitzuerleben, was rund um uns herum an Krankheiten, Verfall und Sterben passiert. Aber dann ist es, wie Du es beschreibst, auch wieder ein Gewinn, Menschen zu begleiten, die viel erlebt haben und die ihren letzten Lebensabschnitt durchleben. Es bereitet uns selbst aufs Loslassen vor. Nie verwinden kann ich jedoch den Tod meines lieben Sohnes vor 2 Jahren. Er hatte in seinen letzten Jahren bereits an Reife und innerem Reichtum gewonnen und konnte dies nicht mehr ausschöpfen – zumindest nicht in dieser Welt. Herzlichst, Elisa
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Das mit deinem Sohn kann ich kaum nachvollziehen.
Mein jüngerer Bruder starb im Januar 2005. Er wollte zuletzt Menschen behelfen, im Leben besser zurecht zu kommen. Er starb mit 46.
Er hinterlies kleine Kinder.
Hast Du denn noch weitere Kinder?
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Lieber Gerhard, nein, ich habe keine weiteren Kinder, was es noch schwieriger macht. Mein jetziger Partner hat jedoch zwei Töchter und drei Enkelkinder – ein Trost für mich, aber leider kein vollwertiger Ersatz. Auch einen Bruder zu verlieren, ist sehr schmerzhaft, oder nicht? Man ist mit einem Geschwister ja seit Geburt bekannt und vertraut. Das Leben verlangt uns immer wieder einiges ab. Nur so können wir reifen, nehme ich an. Danke und ein sonniges Wochenende wünscht Dir Elisa
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Ich kann mich da nur schwer in Dich hineinversetzen. Was das mit einem macht, ist wohl durchaus auch unterschiedlich.
Meines Bruders Krankheit damals regte auch irrationale Ängste an, ich hatte Angst, durch mein generelles Tun oder Unterlassen irgendwie Einfluss zu nehmen.
Eine Annäherung an ihn fand erst wenige Jahre vorher statt, als wir dann auch intimere Sachen austauschten. Er sagte damals anfangs zu mir: Du lässt ja nichts raus“. Und das nutzte ich, um zu erzählen.
Das Schlimme war, daß ich nach seinem Tod kaum jemand fand, um zu trauern. Einige liessen das erst garnicht an sich ran.
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Lieber Gerhard, das kann ich verstehen. Krankheiten anderer machen oft mehr Angst als die eigenen. Mir geht das genauso. Dass Du kaum jemanden fandest, der mit Dir trauern wollte/konnte, ist, glaube ich, nicht ungewöhnlich. Der Tod ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu – wenigstens, wenn man persönlich betroffen ist. Mir fällt auf, dass der Tod in den Medien zwar durchaus ein Thema ist, aber bitte nur auf eine fast abstrakte Art! Was mir geholfen hat, war die zweimalige Teilnahme an einem Trauerseminar mit Jorgos Canakakis. Einen lieben verstorbenen Menschen zu streicheln und mit ihm zu sprechen, ist seither kein Tabu mehr für mich und verhilft mir zu einer besseren Akzeptanz. Danke für Deine Offenheit und Deine Anregung. Liebe Grüsse, Elisa
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Das mit dem Seminar interessiert mich!
Ich habe ja in meinem Leben einige Seminare mitgemacht.
Ich habe damals nach seinem Tod einem Brief an ihn geschrieben. Das war aber keine Idee irgendeines Leiters.
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Lieber Gerhard, das mit dem Briefeschreiben ist eine gute Idee und, meines Erachtens, hilfreich. Jorgos Canakakis, Grieche, Jahrg. 1935, hat nicht nur Trauerseminare (u.a. in der Schweiz) erteilt, sondern auch Weiterbildung für Trauerbegleiter/innen. Er lebt in Essen, Deutschland, (Trauerseminare Akademie), ist inzwischen jedoch wohl zu alt, um selbst aktiv zu sein. Aber ich bin sicher, dass er gute Nachfolger/innen hat. Ich war damals noch jung und betrauerte andere nahe Menschen, nicht meinen Sohn, aber das bei Jorgos Gelernte ist sehr nachhaltig und hilft mir auch heute noch. Elisa
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Es kommt immer darauf an. Mein Nachbar ist 92 und erstaunlich fit im Kopf. Man sieht ihm im Gesicht nicht unbedingt das Alter an.
Das Einzige, was ich weiß oder zu wissen glaube, ist die Disziplin, die ihn fit hält. Vermutlich auch gute Medikamente.
Ich schaue mal im Netz nach Jorgos Canakakis.
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Danke vielmals für diesen wunderschönen Beitrag und für deine sternestrahlenden Gedanken. Ich habe gestern Abend den Mond beobachtet. Er war grösser als sonst und ging so still , wie der Abend, der eigenartig ruhig war…
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Liebe Elisa, leider habe ich noch nie in meinem Leben eine Sternschnuppe gesehen und daher beneide ich dich sehr darum, dass du dieses wundervolle Schauspiel neulich beobachtet hast.
Meistens ist der Himmel hier so bedeckt, dass man nichts sieht und zudem ist es in einer Großstadt mit fehlendem Weitblick auch nachts noch zu hell, um Sternschnuppen zu sehen. Oder ich schlafe tief und fest! 😀
Aber dennoch habe ich beim Blick in den nächtlichen Sternenhimmel immer ein wenig das Gefühl, in die Vergangenheit zu schauen und frage mich, welche erloschenen Leben mich da wohl gerade anfunkeln. 🙂
Denn du sagst das schon ganz richtig: Nichts ist komplett vergänglich, auch bereits erloschene Sterne leuchten noch!
Ich wünsche dir, dass du noch unendlich viele Sternschnuppen beobachten wirst….. 🌙🌟⭐🌞🌜⭐⚡
Viele liebe Grüße Bea 👩❤️👩
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Liebe Bea, es tut mir leid, dass Du noch nie eine Sternschnuppe gesehen hast. Es ist tatsächlich nicht einfach, weil es heutzutage fast überall zu hell ist. Aber im August waren so viele Sternschnuppen unterwegs, dass es mit viel Geduld möglich war. Ich fühlte mich von einer tiefen, aussergewöhnlichen Stille umgeben und empfand grosse Ehrfurcht. Das All ist etwas Wunderbares und hat wahrscheinlich mehr mit uns zu tun, als wir glauben. Ja, wo sind unsere Verstorbenen jetzt? Ein lieber Blick, ein Lächeln, ein Strahlen, eine liebevolle Umarmung – sie überdauern Leben und Tod. Ich danke Dir vielmals für Deinen lieben Beitrag. Herzlichst, Elisa 🌜⭐
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Bezaubernder Beitrag, liebe Elisa! In Wort und Bild. Ich liebe deine positive Energie!
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Liebe Marion, Dein Kompliment freut mich sehr. Herzlichen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüsse, Elisa
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Liebe Elisa, leider habe ich noch nie eine Sternschnuppe gesehen. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Wohl aber an eine einzige Nacht in der Rhön. Das ist schon viele Jahre her. Da habe ich zum ersten Mal den Sternenhimmel gesehen und war fasziniert davon. Es berührt mich immer wieder, abends zum Himmel zu schauen und die wenigen Sterne zu erblicken, die mir die Lichtverschmutzung noch übrig ließ. Milliarden von Sterne und wir sind mittendrin. Wie groß muss die Weite des Alls sein!
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Am 09. Oktober ist wieder Vollmond, und ich merke das sehr, weil ich abends noch hellwach bin. Ich wünsche Dir eine schöne Zeit, von Sternen beschienen und grüße Dich herzlich, Gisela ✨
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Liebe Gisela, ach wie schade, dass Du noch nie eine Sternschnuppe gesehen hast! Sie löste ein grosses Glücksgefühl aus in mir. Die Weite des Weltalls können wir uns gar nicht vorstellen. Der Schweizer Astronaut Claude Nicollier hat gesagt, dass es atemberaubend sei zu beobachten, wie die „Erde aufgehe“. Wir sind es uns ja gewohnt, dass die Sonne oder der Mond aufgeht. Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar. Grüsse mir den Mann im Mond! Herzlichst, Elisa 🌙
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