
Ein Arzt, den ich zum ersten Mal aufsuchte, vergass im Laufe der Konsultation meinen Namen. «Ich werde langsam alt», meinte der vermutlich fast 20 Jahre jüngere Mann entschuldigend. «Es wird noch schlimmer», platzte ich heraus. «Vielen Dank für die freundliche Information», entgegnete er trocken.

Ach, alt werden ist nicht immer lustig. Wie oft vergesse ich, kaum, dass ich ins Zimmer getreten bin, was ich eigentlich hier holen oder tun wollte. Noch öfter vergesse ich, wo mein Smart-Phone oder der Hausschlüssel liegt. Schusselig bin ich geworden! Ein Dialog zwischen mir und DEM MANN könnte z.B. so ablaufen: «Wenn du schon ins Schlafzimmer gehst, könntest du mir das Dings mitbringen, das ich kürzlich gekauft habe – wie heisst es doch gleich – es steht auf der Kommode?» Er, etwas später: «Ich weiss nicht, was du meinst. Es hat eine Menge Dingsbums auf der Kommode.» Glücklicherweise hat’s bisher noch nie handgreifliche Missverständnisse zwischen uns gegeben!
Klar, ich übertreibe, aber nur ein bisschen…

Bei Professoren und Künstlern gilt Zerstreutheit als normal. Sie können noch so alt sein: Von ihnen wird gesagt, dass sie abwesend seien, weil sie an etwas Genialem herumstudieren würden. Habt Ihr diesen Witz auch schon einmal gehört? Zwei Professoren gehen zum Bahnhof, der ältere begleitet den jüngeren Kollegen zum Zug. Als dieser einfährt, umarmen sich die beiden herzlich. Dann steigt der eine ein. Nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hat, lässt sich der Professor in einem Abteil, in dem bereits eine Dame sitzt, auf den äußersten Sitzplatz plumpsen, mit allen Anzeichen größter Verzweiflung. Teilnahmsvoll sagt sie: «Ihr Kollege ist wohl ein besonderer Freund? Seien Sie nicht traurig. Wie ich gesehen habe, konnten Sie sich ausgiebig von ihm verabschieden.» «Ja, aber das ist nicht das Problem! Ich habe ihn nur zum Bahnhof begleitet. Er hätte in den Zug einsteigen sollen, nicht ich!»

Auch Einstein war bisweilen abwesend. Wieder einmal saß er im Zug. Als der Schaffner kam, konnte Einstein seine Fahrkarte nicht finden. Er suchte in seinen Taschen, sah in seine Brieftasche und war sehr verwirrt. Der Schaffner wollte ihn beruhigen. «Herr Einstein, machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß, wer Sie sind. Sie müssen mir Ihre Fahrkarte nicht zeigen.» Zwanzig Minuten später kam der Schaffner den Gang zurück und sah, dass Einstein immer noch suchte. Noch einmal beugte sich der freundliche Mann zum Gelehrten und sagte: «Bitte sorgen Sie sich nicht, ich weiß, wer Sie sind.» Daraufhin erhob sich Einstein und sagte barsch: «Junger Mann, ich weiß auch, wer ich bin, aber ich versuche meine Fahrkarte zu finden, weil ich herausfinden möchte, wohin ich fahre.»
Ist das ein Trost für DEN MANN und mich? Nicht wirklich. Ich weiss gar nicht, soll ich nun lachen oder weinen?
Kurz und (un)gut: Das Alter kommt im dümmsten Moment. Wenn man endlich alles weiss, fängt man schon wieder an, es zu vergessen.
Von wegen «alt und weise» – was war es schon wieder, was ich noch sagen wollte? Hab’s leider vergessen… Macht nichts, vielleicht erinnere ich mich beim nächsten Blog… Vergesst nicht, ihn dann zu lesen!
Eure zerstreute Elisa
11.05.2022

Herrlich , Elisa:-)))))
Ja,ja, das Alter lässt langsam nach! Da kann man nix machen gell, bzw machen wir das Beste daraus.
Bis morgen, 10 Uhr im Cafe! Weisst du noch welches?
Brig
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Liebe Brig, es hat imfall ein Fundbüro im Bahnhof… Danke und liebe Grüsse, Elisa
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👍😂
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Sehr sehr witzig, ich habe mich bestens amüsiert. Bolle.
😀
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Das freut mich sehr, lieber Bolle. So war es eigentlich auch gedacht. Liebe Grüsse, Elisa
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Alter hat seine Vorteile…
Der Mann meiner Tante sagte mal an seinem 75ten (?!) Geburtstag: ich schaue immer noch jungen frauen hinterher, weiss aber nicht mehr wieso.
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Das beunruhigt mich jetzt – mein Mann ist ebenfalls 75… Ja, das Alter bietet immer noch viel Platz für Humor, und ich bin glücklich darüber. Danke Dir vielmals für Deinen lustigen Kommentar. Ich freue mich darüber. Liebe Grüsse, Elisa
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Genau, alles wissen.
ALLES. Darunter geht es nicht 🙂
Und schon wieder vergessen.
Besser als nix gelernt.
Und auch das wieder vergessen 🙂
Mir allerdings bleibt in dieser Zeit das lachen im Halse stecken, wenn ich sehe, wie und in welcher Geschwindigkeit mein Vater gerade auf allen Ebenen abbaut. Es bleibt mal ein paar Wochen, oder gar Monate so, wie es ist, um dann weiter abwärts zu gehen. Das Leben zieht sich langsam, aber unerbittlich zurück. Vorteil: Zeit zum Abschied nehmen. Nachteil: Langer, qualvoller Abschied. Ich weiß nicht, ob mirplötzlich und unerwartet nicht liebe wäre. Gefragt werden wir allerdings auch nicht, ob es uns denn so oder so recht wäre.
Liebe Grüße, Reiner
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Da hast Du Recht, lieber Reiner, wir werden nicht gefragt. Es tut mir sehr leid wegen Deinem Vater. Wir haben Demenz bei unseren Verwandten und unseren älteren Freunden erlebt. Schlimm ist die qualvolle Zeit des Desorientiertseins. Bei allen haben wir jedoch auch erleben dürfen, dass sie plötzlich ruhig wurden und ihre letzte Zeit in Frieden verbrachten, obwohl sie nichts mehr wussten. Schön war auch zu sehen, dass prägende Eigenschaften wieder hervorkamen. Natürlich ist es ungemütlich zu merken, dass man in absehbarer Zeit selbst dran ist. Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Danke Dir und liebe Grüsse, Elisa
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Ungemütlich. Das ist sowas von deutsch 🙂
Aber – es ist, wie du schreibst. Auch mein Vater wird friedlicher, allmählich. Sehr allmählich, aber immerhin, das heißt etwas, bei seinem mir bekannten Wesen.
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Ich weiss, dass ein solcher Prozess sehr schmerzlich sein kann, für beide Seiten. Wir wissen nicht einmal, warum es so sein muss. Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute, und immer wieder Licht bei der Begleitung Deines Vaters. Elisa
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Die hier haben das in jungen Jahren (relativ gesehen) auf dem Punkt gebracht. Es lebt niemand mehr von ihnen. Alle haben sich beharrlich und erfolgreich geweigert, alt zu werden.
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Kann man sich weigern und freiwillig früher sterben?
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Unterhalb des Bewusstseins – Ja, das geht.
Bedingt durch die gewählte Lebensführung.
Klingt einfacher, als es ist, der so genannte freie Wille ist so frei oft nicht. Leid und Not schaffen Kapitulation und Einsicht – oder Untergang.
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Lieber Reiner, das ist interessant. Da muss ich drüber nachdenken. Ich bevorzuge Einsicht! Danke und liebe Grüsse, Elisa
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Liebe Elisa, ich habe mich wirklich schlapp gelacht beim Lesen deines Beitrags)))
Klasse Humor! 😀😁🤣😂
Herzliche Grüße Bea 😍🥰😘
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Das freut mich ausserordentlich, liebe Bea. Danke herzlich für Dein Kompliment. Ich wünsche Dir jeden Tag Grund zur Freude und ein Lächeln im Gesicht. So geht alles leichter. Liebe Grüsse aus der Schweiz, Deine Elisa 🍓🍒🍎🌺🌼🌻
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Die Kräfte uä. lassen im Alter etwas nach, ja. Der Mensch ist nun mal
keine Dampfturbine. Schaut man sich den Querschnitt von beiden an, wird man den Unterschied mühelos feststellen.
Und vllt. auch, vergisst man im Alter nur die blöden Sachen, die einem so mal passiert sind. Wenn andere damit dann nicht umgehen können, ist das ja deren Problem. (;👒
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»Natürlich ist Altwerden kein reines Vergnügen. Aber denken Sie mal an die einzige Alternative.« – so sagte der kluge Robert Lembke.
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Wir wollen nicht sterben – aber auch nicht alt werden…
Vielen Dank, lieber Nömix, für Deinen Kommentar. Herzlich, Elisa
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