
Sisteron hat mich schon immer begeistert. Es ist ein markantes Städtchen. Wart Ihr auch schon einmal dort? Dann versteht Ihr mich. Wenn man Sisteron am Fluss im Tal unten betreten bzw. weg gehen will, muss man eine Brücke überqueren, um danach ins Städtchen hinauf zu fahren – oder Sisteron zu verlassen. Auf der einen Seite der Brücke, auf der Landseite, steht ein hoher, senkrechter, verwitterter Felsen, auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich ein ebenso imposanter, trutziger Felsen, auf dem sich auf 500 Meter Höhe eine alte Zitadelle befindet, die schon in der Antike befestigt war. Sie diente ab 1209 der Sperrung zwischen Dauphiné und der Provence. In der heutigen Form wurde die Zitadelle 1599 unter König Henri IV ausgebaut. Erst im Jahr 1920 wurde sie vom französischen Staat als Militärstützpunkt aufgegeben. Im zweiten Weltkrieg war sie ein Internierungszentrum. Sie ist so imposant, dass man ganz vergisst, dass sie militärischen Zwecken diente. Das Städtchen selbst liegt auf der Höhe und ist sehr gemütlich. Jetzt wird Sisteron das «Tor zur Provence» genannt.


Heute fanden wir unser Ziel mühelos, dabei lag es etwa 12 km ausserhalb von Sisteron, fast unsichtbar auf einem Hügel, wohin man nur auf einem steilen, einspurigen Schotterweglein hinaufgelangte. Das liebenswürdige Ehepaar, das uns als Feriengäste erwartete, hatte sichtlich Freude, als wir eintrafen. Sofort zeigten sie uns das hübsche Haus und den biologischen Garten mit dem gepflegten Biotop. Ein entzückendes Kleinod! Da wir die einzigen Gäste waren, durften wir uns frei bewegen und so tun, als ob uns das Anwesen gehörte. Wir suchten ein Schattenplätzchen auf Liegestühlen, an der Sonne war es zu heiss.


Fürs Abendessen gab’s vom Hausherrn eine Empfehlung, und er reservierte uns auch gleich einen Tisch im Restaurant «Oppidum». Bevor wir uns auf den Weg machten, fragte ich: «Bis wann müssen wir zurück sein wegen dem Hausschlüssel?» «Das spielt keine Rolle. Das Haus ist Tag und Nacht offen.» Was?? Stellt Euch vor, wir würden das in unseren Städten machen. Da befände sich am Morgen wohl nicht mehr viel in der Wohnung!

Im Zentrum des Städtchens, in einer dunklen Nebengasse, wurden wir bald fündig. Hier war das Essen ausgesprochen fein, und auch hier war das allerdings eher kleine Lokal sehr bald vollständig besetzt. Mit dem Zertifikat nehmen’s die Franzosen übrigens sehr genau.

Am nächsten Morgen erwachten wir im eisigen Zimmer, in der Nacht hatte es einen Temperatursturz mit bisigem Mistral gegeben. Im Badezimmer war’s geschätzte null Grad! «Da dusche ich nicht», meinte DER MANN. «Ich auch nicht», beschied ich schlotternd. «Schade nur, dass wir gestern den Whirlpool in unserem Badezimmer nicht benutzten.» Der Whirlpool? Das war’s doch! Es hatte bestimmt genügend Warmwasser. Gesagt, getan. Ich liess bis obenhin heisses Wasser einlaufen und glitt geniesserisch in die wohlige Wärme. Die vielen sprudelnden Düsen und der Dampf waren ein Riesen-Vergnügen! Gewärmt und gutgelaunt liessen wir uns hierauf an der Sonne im Garten frisches Baguette und dicke französische Croissants mit Butter und Lavendelhonig servieren.

Zum Abschied erhielt jedes von uns ein duftendes Lavendelsäckli mit biologischem Lavendel aus dem eigenen Garten. Schön war’s in Sisteron!

In Digne-les-Bains, einem hübschen Ferienort, den man auch die Hauptstadt des Lavendels nennt, flanierten wir an eleganten Läden vorbei, doch um diese Zeit am Mittag waren die meisten bis 14.30 Uhr geschlossen. Besser für mein Portemonnaie! In den Bistrots schienen die Einheimischen ihre Mittagspause ebenso in die Länge zu ziehen.

Auf einer Restaurant-Terrasse sass am Nebentisch eine Gruppe Feuerwehrleute, Frauen und Männer, in ihren Uniformen. Heiter ging’s zu und her, es wurde viel gelacht. Auf einmal brachen sie ziemlich abrubt auf, sie hatten wohl auf die Uhr gesehen. Dabei blieb neben einem der leeren Teller ein dicker Schlüsselbund liegen. Unsere Rufe blieben ungehört. Etwas später kam einer der Männer, er schien der Hauptmann zu sein, verlegen grinsend zurück. Was, wenn in der Zwischenzeit „Not am Mann“ bzw. „Not am Schlüssel“ entstanden wäre?

Wir näherten uns dem Reiseziel. Noch ein letzter Halt! Etwa 80 Kilometer nordwestlich von Cannes, in den Bergen der Haute-Provence, liegt Castellane, ein ebenfalls reizendes Städtchen. Es liegt am Fluss Verdon, am Anfang der bekannten Verdon-Schlucht. Überragt wird Castellane vom 1626 m hohen Berg Cadière, wo die Kirche «Notre Dame du Roc» aus dem 12. Jahrhundert eindrücklich über der Stadt thront.



Ein eindeutig friedlicheres Wahrzeichen als die Zitadelle in Sisteron! Imponiergehabe, Säbelrasseln, Drohungen sind dem Frieden natürlich nicht dienlich – auch im zivilen Leben nicht. Da lob ich mir «Unsere Felsendame», obwohl sie ein steinernes Herz hat.
Amitiés, Elisa
(Forts.)
Hallo Elisa, auf die Fortsetzung Deiner Reiseerlebnisse habe ich mich schon gefreut. Danke, dass Du uns so ausführlich und eindrucksvoll mit Fotos teilhaben lässt. Herzlichst Ursula
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Liebe Elisa, ein sehr interessanter Beitrag, danke dafür! 🙂
Viele Grüße Bea
🌞🌙💥🌟⭐🌛🌝
(bin gerade in Eile, nächstes Mal wieder ausführlicher….)
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Liebe Bea, Ich freue mich über jeden Deiner Kommentare, seien sie lang oder kurz. Es ist schön, dass Dir mein Beitrag gefallen hat. Er bringt auch bei mir die südliche Sonne ins Herz. Ich umarme Dich, Deine Freundin Elisa 🍊🍐🍏🌹🌲🌷
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Liebe Ursula, vielen herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen. Das freut mich sehr. Es gibt noch zwei Fortsetzungen… Mich lenkt die Erinnerung an die sonnigen Tage von der hartnäckigen Erkältung ab. Ich schicke Dir viel Liebes, Elisa
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