Séraphine de Senlis

Séraphine Louis,
genannt Séraphine de Senlis,
französische Malerin


DER MANN und ich schauten kürzlich bei ARTE einen Film über die französische Künstlerin Séraphine Louis. Er packte und erschütterte uns. Sie lebte von 1864 bis 1942. Ihre Mutter starb ein Jahr nach ihrer Geburt; als sie sieben war, auch ihr Vater. Im ländlich-kleinstädtischen Senlis verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Schafhirtin, als Putzfrau, zeitweise auch als Laienschwester im dortigen Kloster. Sie liebte Gott und die Natur über alles.

Diese einfache und zutiefst religiöse Frau, die für andere Leintücher und Leibwäsche in den eisigen Gewässern des Flusses waschen und schmutzige Töpfe von reichen Herrschaften reinigen musste, erschuf des Nachts ein wunderbares Universum aus hellen, glänzenden Farben, die sie selbst aus Gemüsesäften, Ton und Metzgereiblut herstellte.

Séraphine: Arbe du paradis
Les Z’Arts de Véronique
Séraphine:
Jardindesprit.
forumgratuit.org

Entdecker und Förderer war der deutsche Kunstsammler und Kunstkritiker Wilhelm Uhde (1874–1947), der 1912 durch Zufall auf die in Armut lebende Frau aufmerksam wurde, als er Urlaub in Senlis machte und dort eines ihrer Bilder entdeckte. Er beschaffte ihr die grossen Leinwände, die sie für ihre Gemälde benötigte. Wenn andere schliefen, malte sie stundenlang bunte, ausdrucksstarke Bilder, auf den Knien kauernd, fromme Lieder singend, wie in Trance.

Séraphine: Perspectiva Newsky

Ab 1930 zeigte sie zunehmend Symptome einer psychischen Erkrankung, die vermutlich bereits länger bestanden hatte. Sie verschleuderte ihr Geld, das sie durch Uhdes Verkauf ihrer Bilder verdient hatte. Schliesslich nahmen ihre Wahnvorstellungen solche Ausmasse an, dass man sie 1932 in die Nervenheilanstalt von Clermont-sur-l’Oise einwies. 10 Jahre blieb sie dort und litt. Sie malte nicht mehr. Während der deutschen Besetzung wurde für «Irrenanstalten» der Versorgungsnotstand angeordnet. Eingesperrt, verhungerte die total vernachlässigte Séraphine 1942 im Alter von 78 Jahren.

Séraphine: Blogspotcome

Zurück blieb das grossartige Werk einer armen, ungebildeten Frau, die sich das Malen selbst beigebracht hatte. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Vertretern der naiven Kunst in Frankreich. Man kennt sie vor allem unter dem Künstlernamen Séraphine de Senlis. Ihre unzähligen Naturbilder sind unverkennbar, voller Kraft und farbenstarker Lebendigkeit.

Séraphine: blogspotcome

Sie ruht auf dem Friedhof von Senlis in einem Massengrab. Ja, Ihr habt richtig gelesen: in einem Massengrab. Da die Bestattung eines Menschen auf einem Friedhof mit Kosten und Arbeitsaufwand verbunden war, wurden Verstorbene ohne ausreichende Mittel in Massengräbern beerdigt.

Séraphine: Chen Gai France

Von Séraphines Bildern bin ich begeistert und fasziniert. Ihre traurige Geschichte geht mir nahe. Schaut Euch Farben und Motive an: Sie leuchten beinahe überirdisch.

Liebe Grüsse, Elisa
08.09.2021

Séraphine: by Birdie
Séraphine: Musée-ville-senslis.fr


Séraphine: Pinterest

11 Kommentare zu „Séraphine de Senlis

  1. Liebe Elisa, das ist eines von vielen Schicksalen, die wirklich betrübt machen. Was für ein großes Talent in ihr schlummerte! Die Bilder strahlen Großartiges aus. Ich hatte nie zuvor von dieser Künstlerin gehört. Danke für Deinen Beitrag. Herzliche Grüße von Gisela. 💕

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    1. Liebe Gisela, danke Dir für Deine freundlichen Zeilen. Ja, das ist betrüblich und scheint eine Verschwendung von Talent und Leben. Aber, wie Du es ebenfalls siehst, sind wir in einem Entwicklungsprozess, der weit übers Erdendasein hinaus reicht. Ich umarme Dich herzlich, Elisa

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  2. Sehr schön liebe Elisa, dass Du Dich dieser auch mir bisher unbekannten großartigen Malerin und ihrem Schicksal widmest. Gerade von einer Kunstausstellung gekommen, interessiere ich mich auch gerne für die Künstler, die hinter ihren Werken stehen. Es war ja in der Vergangenheit keine Seltenheit, dass großartige Künstler verarmt aus dem Leben schieden und erst danach ihren Kunstwerken die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das stimmt mich dann traurig, denn sie hätten anderes- vor allem aber Anerkennung – verdient.
    Von den gesendeten Fotos gefallen mir die beiden letzten Kunstwerke ganz besonders.
    Mit lieben Grüßen Ursula

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    1. Liebe Ursula, danke Dir für Deinen lieben Beitrag. Hast Du bei Séraphine ebenfalls an Van Gogh gedacht? Auch er war seelisch krank und das zeigte sich je länger je mehr in seinen Bildern, gewisse wilde Pinselstriche lassen sich mit jenen von Séraphin vergleichen. Im Film war Séraphines Leiden in der Klinik fast nicht zu ertragen.
      Die beiden letzten Fotos sind auch meine Favoriten! Ich umarme Dich herzlich, Elisa

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      1. Du hast es erraten, ich habe u. a. an Van Gogh gedacht. Das Krankenhaus, in welchem er wegen seines abgeschnittenen Ohres behandelt wurde und auch einige wenige andere Orte seines Schaffens haben wir auf einer Frankreichreise besichtigt. Sein wechselhaft es Schicksal hat mich berührt und es gibt Parallelen zu Deiner Künstlerin. LG Ursula(gerade zurück vom Gardasee)

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  3. Liebe Elisa, danke für den Tipp – ich kannte die Künstlerin bis dato nicht, und bin ebenso wie du begeistert von ihren Werken!!! 🙂
    Ich hoffe, es geht dir gut und du genießt die leuchtenden Sonnenstrahlen des Spätsommers…
    🌸🍂🌺🌻🌼🍀
    Viele Grüße Bea

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    1. Ja, liebe Bea, wir geniessen diesen langersehnten späten Sommer. Er ist herrlich, auch bei uns in der Schweiz! Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar, der mich sehr gefreut hat. Séraphines Bilder sind eine Bereicherung. Ich umarme Dich und wünsche Dir ein frohes, erholsames Wochenende. Liebe Grüsse, Elisa 👩‍🦳🙋‍♂️🍎🍊🍉🍈🍏🍑

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  4. Was für wundervolle Bilder! So bunt und ausdrucksstark… Die Geschichten hinter den Künstlern machen die Kunstwerke oft noch viel interessanter und ergreifender! Kunst ist schon etwas tolles ❤ Ich wünsche dir ein wundervolles und buntes Wochenende, genau wie diese Kunstwerke! 🙂

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  5. Du hast es erraten, ich habe u. a. an Van Gogh gedacht. Das Krankenhaus, in welchem er wegen seines abgeschnittenen Ohres behandelt wurde und auch einige wenige andere Orte seines Schaffens haben wir auf einer Frankreichreise besichtigt. Sein wechselhaft es Schicksal hat mich berührt und es gibt Parallelen zu Deiner Künstlerin. LG Ursula(gerade zurück vom Gardasee)

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    1. Liebe Ursula, schön, dass Ihr wohlbehalten zurück seid. Danke Dir herzlich für Deinen Beitrag. Ja, da sind einige Parallelen zwischen den zwei Künstlern – auch der bisweilen heftige Pinselstrich, der innere Unruhe verrät. Frankreich, wie natürlich auch andere Länder, beherbergt viele eindrückliche Künstler. Es ist traurig, dass gerade sensible Menschen oft ein schweres Schicksal zu tragen haben. Ich wünsche Euch sonnige, goldene Herbsttage. Fühl Dich fest umarmt, Elisa 🌸💐🌻🌺🌼

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