
Kürzlich haben DER MANN und ich etwas (für unser Alter) Mutiges getan: Wir übernachteten im Freien, im Schlosspark eines historischen Hotels! Würden wir der Versuchung, im dazu gehörigen Pavillon in ein «sicheres» Bett zu schlüpfen, widerstehen können?


Kaum hatten wir uns im romantischen Himmelbett unter dem Mückenschutz-Netz, auf dem muntere Käfer krabbelten, verkrochen, begann eine Nacht wie noch nie eine zuvor, und an Schlaf war nicht zu denken, obwohl es bereits gegen elf Uhr ging. Mit den verschiedenen Decken und dem überlangen Netz rundum, war bei der flexiblen Boxspring-Matratze an enges Kuscheln nicht zu denken, wir wären vermutlich sogleich gemeinsam vom Bett gerollt. Vier Meter neben uns plätscherte ein kleines Bächlein, auf dem Pfad daneben strebten säumige Paare auf ihrem Abendspaziergang eilig heimwärts. Sahen sie uns?

Winzig kleine Insekten fanden Gefallen an meiner Nachtcrème und kitzelten mich im Gesicht, denn das Netz liess sich nicht ganz schliessen. Es kreuchte und fleuchte rundherum. Was zwackte hier am Bein, was pikste dort am Fuss? Juckten mich Ameisen? Hoffentlich keine Flöhe! Nachtvögel schrien schrill oder krächzten heiser. Zwischen den Blättern «unseres» Baumes erhaschte mein Blick einzelne Sterne, die von einem klaren Himmel blinkten; eine Sternschnuppe befand sich leider nicht darunter. Von Zeit zu Zeit irrlichterte der Scheinwerfer eines über uns hinweg fliegenden Flugzeugs, in dem ich mich in diesem Moment lieber befunden hätte. Und immer wieder raschelnde Geräusche, die ich nicht einzuordnen vermochte! Hatte es etwa Ratten in der Nähe? Waldgespenster? Einen Fuchs, einen putzigen Waschbären – oder gar einen kräftigen Biber, der den Baum über unseren unschuldigen Häuptern zum Einsturz bringen würde?


Ich horchte und horchte, verscheuchte kleine Plagegeister, bis ich schliesslich eindöste – und wieder erwachte, als DER MANN auf dem Weg zur Toilette auf eine lange, rote Nachtschnecke auf unserem Holzboden trat. Er schimpfte leise, weil er auf dem armen Tier beinahe ausgerutscht wäre. Auf Sensor-Kommando ging auf dem schmalen Balkon unseres Pavillons das Licht an. Jetzt war ich wieder hellwach. So stieg auch ich die kleine Treppe ins Zimmer hinauf. Das weisse Bett leuchtete uns einladend entgegen. Tapfer gingen wir wieder nach draussen. Schliesslich hatten wir dieses Naturerlebnis selber ausgesucht.

DER MANN hatte noch kein Auge zugetan, während ich langsam wegdriftete.
Plötzlich ging ohne unser Zutun das Licht auf dem Balkon an. DER MANN starrte angestrengt ins Dunkel, konnte aber nichts erkennen. War es ein unerwünschter Eindringling? Oder ein huschendes Tier? Nun konnte der Arme definitiv nicht mehr schlafen. Fürsorglich, wie er ist, dachte er wohl, er müsse mich beschützen. Klar, ohne ihn an meiner Seite hätte ich dieses Abenteuer ja auch gar nicht gewagt…

Mein naiv-schwärmerisches Bild von Naturnähe war ins Wanken geraten. Die Natur, überlegte ich, ist absolut souverän. Seit jeher lebt sie unerschütterlich nach ihrem gewohnten Pulsschlag, ob mit oder ohne uns. Hier draussen wollte sie uns keineswegs übel, kümmerte sich aber auch nicht um uns. Wir waren doch die Eindringlinge.
Mit diesen Gedanken liess es sich getrost ein paar Stunden schlummern.

Gegen fünf Uhr morgens weckten mich unbekannte Tierlaute. Ich schaute in die schwache, fast unmerklich beginnende Morgendämmerung, die man mehr ahnen als sehen konnte. Geniesserisch stellte ich mir vor, wie morgens um sieben im Rosengarten des Hotels ein feines Frühstück auf uns wartete – und heisser Kaffee, dies vor allem! Inzwischen war es nämlich kühl geworden, trotz der vielen Decken, die wir um uns gewickelt hatten. Genüsslich sog ich die herrliche, reine Nachtluft in meine Lungen und liess mich treiben, zurück ins Traumland. Gegen halb acht erwachte ich und sah DEN MANN rauchend auf dem Balkon sitzen. Der Gebeutelte hatte überhaupt nicht geschlafen! Immerhin hatte er sich im Zimmer einen kräftigen Nespresso zubereitet.

Nach dem köstlichen Frühstück schlüpfte ich erneut ins Bett, das ich inzwischen am liebsten nicht mehr verlassen hätte. Ich lag bis halb elf faul darin, mitten in der grünen Wiese, und träumte vor mich hin.
Wetten, dass wir in einer zweiten Nacht besser geschlafen hätten? Es muss alles gelernt sein, oder etwa nicht?
DER MANN aber hatte genug. Wahrscheinlich hätte er stattdessen lieber nochmals im Militär campiert…


Schlaft heute Nacht gut und träumt süss.
Liebe Grüsse Elisa
25.08.2021
Liebe Elisa, wirklich eine traumhafte Geschichte. Ein kleines Luxus-Abenteuer unter fast freiem Himmel. Die arme Nacktschnecke! Zur falschen Zeit am falschen Ort. Da hätte ich doch lieber den niedlichen Waschbären in meinem Bett.
Alles in allem werdet Ihr diese Nacht in Erinnerung behalten und noch lange an die kleinen Plagegeister denken, die Euch zu schaffen machten.
Ich wünsche Dir viele gute Nächte zu Hause und grüße Dich von Herzen, Gisela.
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Das Bett sieht wirklich ganz zauberhaft aus!
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Ja, liebe Marion, das war es natürlich! Einmal in einem weissen Himmelbett schlafen… Danke, du Liebe, und herzlichst, Elisa
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☁️☁️☁️
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Herrlich, deine Geschichte! Ich musste doch herzlich lachen 😂
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Liebe Brig, eigentlich wundert es mich, dass nicht alle lachen mussten! Unsere Nacht entbehrte tatsächlich nicht der Komik. Wir erinnern uns trotz der kleinen Plagegeister mit Humor an sie. Danke Dir herzlich und ganz liebe Grüsse, Elisa 😁😉🤩
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Liebe Elisa, aus Zeitmangel nur so viel: Wirklich gerne gelesen…. Ich hoffe, es geht dir gut!? Bis bald und liebe Grüße aus Düsseldorf, Bea 🌺💗
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Was für ein Erlebnis!!!!!!!!
Gruß Ursula
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Ja, tatsächlich, liebe Ursula. Wir möchten es nicht missen. Wir konnten zu Hause ja nachschlafen. Danke Dir vielmals und ganz herzliche Grüsse, Elisa 💜💜
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