Der Heiratsantrag, Teil I

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Eine Episode aus meiner Pariser Zeit vor vielen, vielen Jahren passt zum heutigen französischen Nationaltag. Der 14 juillet erinnert an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. In meinem Beitrag geht es allerdings etwas weniger stürmisch zu und her. Obwohl die Liebe, wie wir wissen, tatsächlich stürmisch sein kann…

Machen Euch, liebe Ladies, Heiratsanträge glücklich? Vielleicht erwartet Ihr gar in diesem Jahr einen von Eurem Liebsten. In Filmen ist es meist der Höhepunkt, wenn er um ihre Hand anhält. Allerdings braucht es dazu den Richtigen, nicht wahr?

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Damals, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, war ich noch nicht ganz 21, ziemlich schüchtern und naiv, und dachte an alles andere als ans Heiraten. Erstaunlich, dass ich trotzdem zwei Jahre später bereits Ehefrau war.

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Der Frühling in Paris hat etwas Unwiderstehliches: Ein Meer von Tulpen und duftender Blüten, zartes Grün und Vogelgezwitscher, die breiten Avenues und Boulevards gesäumt von einer Vielzahl lichtgrüner Alleebäume, die zartflauschigen rosa Blüten der Japanischen Zierkirsche der wahr gewordene Traum von «La vie en rose»! Damals war Catherina Valentes Song «Ganz Paris träumt von der Liebe» in aller Ohren. Er drückte das spritzige Lebensgefühl der frühen 60er Jahre auf unvergleichliche Weise aus. (Seufz!)

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Im Mai 1964 trat ich bei einer Rückversicherungsgesellschaft in Paris eine Stelle als Praktikantin an. Anfangs verzehrte ich mich nach meiner Familie und der Schweiz, aber nicht lange, Paris war zu aufregend.

Als ich das erste Mal ins Diktat zu einem jungen Kollegen musste, warnten mich die Frauen in meinem Büro: «Bei dem musst du aufpassen. Der hat lockere Hände, wenn er allein ist mit einer hübschen Praktikantin.» Mit klopfendem Herzen ging ich zu ihm und setzte mich auf den äussersten Rand meines Stuhls, um gegebenenfalls sofort fliehen zu können. Der junge Mann war gutaussehend und gebildet, er stammte von einer griechischen Mutter und einem englischen Vater ab, was seinen Charakter auf etwas ungewohnte Art beeinflusst hatte.

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Sein rassiges Aussehen war südländisch, sein Temperament auch, es wurde jedoch von einem leicht ungelenken, ja sogar steifen sozialen Umgang gebremst. So, wie er meist seine Gefühle verbarg, erinnerte er an einen Engländer mit «stiff upper lip». Nachdem der verhasste Vizedirektor ihn einmal in meiner Gegenwart gedemütigt hatte, schmiss er nachher in stiller Wut einen Riesenstapel dicker Dossiers zu Boden, sie schlitterten bis ans Ende des langen Korridors. Hierauf sammelte er das Blätter-Chaos beherrscht und stumm wieder auf, bevor jemand anderes es bemerkte.

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Dieser Mann sollte unanständig sein? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich nahm ihn täglich als freundlichen, hilfsbereiten Kollegen wahr. Meine Kolleginnen befragten mich, quittierten meinen entlastenden Bericht aber mit einem besserwisserischen Lächeln, worauf ich den Mund hielt. Warum glaubten sie mir nicht, dass es ausser Händeschütteln nie auch nur die kleinste Berührung gab?

Mit der Zeit entwickelte sich zwischen Monsieur X und mir so etwas wie Freundschaft. Abends begleitete er mich oft bis zum Gare St. Lazare, wo ich die Métro wechseln musste, um meine Abendkurse zu besuchen. Bei der «Alliance Française» war mir der Kunstunterricht bei Monsieur Cusse am liebsten, der, wenn er uns ein Frauengemälde vorstellte, schwärmerisch zu seufzen pflegte: «Comme elle est bääälle! Schaut euch die weichen Linien an, die Vollkommenheit des Körpers, die weiss-schimmernde Haut!» Einmal erzählte er, dass er einst Farah Diba in Architektur geschult habe. Das war, bevor der persische Schah Mohammed Reza Pahlevi sie Ende 1959 zur Frau nahm und berühmt machte.

Foto Wikipedia: Die schöne Farah Diba Pahlevi

Fortsetzung folgt!

Träumt inzwischen von der Liebe! Liebesträume sind weder an den 14 juillet noch an Paris gebunden.
Herzlichst, Elisa
14.07.2021

6 Kommentare zu „Der Heiratsantrag, Teil I

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