Von Tee und Zahn – und von einem Affentheater

Foto Hexenwald 11: Der ganz besondere Baum: Ficus Benjamina

(Forts.): Kommt Ihr wieder mit? Sri Lanka wartet!

Postkarte: Teepflückerinnen bei ihrer harten Arbeit auf den Teefeldern

Auf den Hügeln im zentralen Hochland, wo’s etwa 24ºC kühler ist als in der Ebene, reiht sich Teefeld an Teefeld. Unser heutiges Ziel ist die auf 500m Höhe gelegene Stadt Kandy mit dem Tempel, dessen Heiligtum der obere linke Eckzahn des Buddhas ist, dem eine abenteuerliche (Reise)Geschichte nachgesagt wird. Fotografieren ist verboten. Wir harren geduldig aus im endlosen, andächtigen Zug von Pilgern, die im Tempel einen Blick auf den heiligen Reliquienbehälter erhaschen wollen. Zweimal pro Tag wird der Schrein für 15 Minuten geöffnet. Die Ehrfurcht der vielen Menschen beeindruckt uns.

Postkarte: Der Tempel von Kandy, der Buddhas Zahn beherbergt

Alles in allem ist der Tempel jedoch nicht meine Welt. Buddha’s Zahn lässt mich an einen zahnlosen Mund, an ausgerissene Zähne denken…

Foto Phonsavan: Im Botanischen Garten von Kandy

Ich, die ich Bäume bewundere und liebe, bin denn auch erst im schattigen Botanischen Garten von Kandy mit den uralten, seltenen Bäumen in meinem Element.

Foto: Royal Garden of Kandy: Ebenfalls ein faszinierendes Exemplar

Die antike Stadt Polonnaruwa, die wir am nächsten Tag besuchen, war einst Hauptstadt des mächtigen Königreiches Ceylon. Es lohnt sich, die prächtigen Ruinen aus den Jahrzehnten nach 993 zu besuchen. Das Areal dieses UNESCO-Weltkulturerbes ist riesig und enthält steinerne Tempelfiguren, antike Bewässerungssysteme, Buddha-Statuen und 1000 Jahre alte Stupas. Als künstlerische Blütezeit der Klosterstadt gelten die Jahre 1154 bis 1196.

Foto DER MANN: Tempelruine in der antiken Stadt Polonnaruwa

Als der Regent 1293 wegzog, verlor Polonnaruwa an Bedeutung und verschwand zunehmend unter tropischer Vegetation, bis die Briten die Klosterstadt, ungefähr ab 1890, Stück für Stück vom Dschungel freilegten, der die Ruinen völlig überwuchert hatte. Manchmal wäre ich froh, die vielen «Architektursünden» in unserem Land würden ebenfalls vom Dschungel überwachsen, heisst: unsichtbar gemacht.

Foto DER MANN: Ruine in der alten Klosterstadt Polonnaruwa

Der Besuch der vielen Ruinen ist grossartig. Die alten Gemäuer haben etwas Schattenhaftes, Unerklärliches für uns, strahlen dennoch Kraft und Harmonie aus. Allerdings ist es sehr heiss, das Areal weitläufig. Vor einem der letzten Tempel streikt DER MANN. «Ich will nicht schon wieder in ein dunkles, halbverfallenes Gemäuer gehen, sie sehen alle ähnlich aus. Jedes Mal die Schuhe ausziehen, das Käppi vom Kopf nehmen, die Socken dreckig machen! Ich bleibe draussen im Schatten, da ist es angenehmer.»

Foto Elisa: Buddha in altem Tempel von Polonnaruwa mit frischen Blumen

Dadurch wird er Zeuge eines wahren Affentheaters. Eine asiatische Reisegruppe hat Hüte, Taschen und Schuhe auf einer Steinmauer deponiert. Während wir alle im Tempel sind, turnt eine fröhliche, vielköpfige Affenschar von den Bäumen, fällt kreischend über die Gegenstände her. Flink wird alles ausgeleert, durcheinandergewirbelt, in die Luft geworfen oder stibitzt, und dann blitzschnell «in Sicherheit» gebracht. «Wie ein unwirklicher Spuk», erzählt DER MANN nachher. Ts, ts, ts!! Null Anstand, null Respekt! Ob Buddha darob beleidigt ist? Oder ob er im Gegenteil ein diebisches Vergnügen an der wilden Rasselbande hat?

Eines ist klar: Die beraubten Touristen werden sich kaum freuen.

Foto DER MANN: Uralte Bäume im Botanischen Garten von Kandy, sie müssen gestützt werden

(Forts.folgt)

Liebe Grüsse, Elisa

21.04.2021

Photo by Rachel Claire on Pexels.com


8 Kommentare zu „Von Tee und Zahn – und von einem Affentheater

  1. Liebe Elisa, das sind Erlebnisse, die Du sicher nie vergessen wirst. Toll!
    Eindrucksvoller als den ‚heiligen‘ Zahn finde ich persönlich die märchenhaften, uralten Bäume.
    Danke für die schönen Aufnahmen.

    Herzliche Grüße
    Gisela

    Gefällt 2 Personen

    1. Liebe Gisela, danke herzlich für Deinen Kommentar. Es ist schon so, meine Reiseerlebnisse sind unvergesslich. Auch für mich sind die uralten Bäume so etwas wie lebendige Wesen, vor denen ich mehr Ehrfurcht habe als vor einem „heiligen Zahn“. Aber schliesslich bin ich evangelische Christin und Zähne als Reliquien sind mir daher fremd. Es freut mich, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Bleibe gesund und kreativ. Ich umarme Dich, Elisa 🌷🌴

      Gefällt 1 Person

  2. Liebe Elisa,
    Srylanka ist schon ein Land mit vielen Überraschungen betreffs seiner vergangenen Schätze aber auch des ganz normalen Lebens und der Natur. Die Fotos von den außergewöhnlichen Bäumen sind wunderschön!
    Dein MANN und mein Mann haben offensichtlich Gemeinsamkeiten. Als wir in Zypern mit dem Reiseleiter von Beruf Archiologe bei 30 Grad zig Steine und Steinchen erklärt bekamen und in der zigsten Dorfkirche immer wieder Fresken besichtigten, platzte auch meinen Mann der Kragen und er erklärte: Mich bekommt keiner mehr in die nächste Kirche mit den nächsten Freskenmalereien! Daraufhin fragte uns der Reiseleiter, ob wir bereit wären mit ihm auf seine Orangen-und Zitronenplantage zu fahren um von den Bäumen so viele wie möglich Zitrusfrüchte zu pflücken und zu verzehren. Er und seine Familie würden es nicht schaffen, die Ernte zu bewältigen.
    Es erfolgte überwiegende Zustimmung und wir fuhren auf holprigen Feldwegen zum Ziel und ließen es uns in gelöster Stimmung gut gehen. Nie wieder haben uns Orangen und Mandarinen so gut geschmeckt. Liebe Grüße Ursula

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Ursula, das ist eine ganz gute Beschreibung! Ich muss öfters schmunzeln, wenn ich Paare auf Reisen oder beim Shoppen beobachte, es ist immer die Frau, die begeistert dreinschaut, während der Mann eher gequält oder gelangweilt mittrottet. Beim Lesen Eures Abenteuers auf Zypern mit den Zitrusfrüchten ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen. Solche Erlebnisse gibt es nicht oft! Unser Reiseleiter in Jordanien hat uns das Gleiche in seinem Garten versprochen, es dann aber „vergessen“. Das hat mich damals sehr enttäuscht. Danke vielmals für Deinen Beitrag. Bleibt gesund und freut euch darauf, wenn wieder Reisen möglich werden, seien sie auch eher in der Nähe. Ich umarme Dich herzlich, Elisa 🍋🍊🍀🍀

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  3. Liebe Elisa, ich beneide dich so sehr ob d(ies)er, deiner ReiseErfahrungen. Nicht nur, weil DU sie gemacht hast, sondern weil du sie mit UNS teilst! Ganz herzlichen Dank für die amüsanten und interessanten {Bild-]Eindrücke…..ich bin wirklich beeindruckt und fasziniert…! 🙂
    Ich hoffe zudem, dass es dir und dem MANN gut geht – und ihr gesund seid/bleibt!
    Ganz liebe Grüße Bea 🙋🏻‍♀️😘

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    1. Liebe Bea, so lieb, wie Du das schreibst. Es gibt noch mehr Amüsantes in den folgenden Beiträgen. Die Welt um uns ist immer wieder eine Inspiration für Beobachtungen, das fasziniert mich. Danke vielmals für Deinen Beitrag. Ja, es geht uns gut, der MANN ist diese Woche auch zum zweiten Mal geimpft worden, worüber wir uns freuen. Leider sind die Pandemie-Sorgen der Menschen auf der ganzen Welt noch nicht vorbei. Wir drücken fest die Daumen, vor allem auch für Euch in Deutschland. Ich hoffe sehr, dass es Dir und Deinen Eltern ebenfalls gut geht. Lass Dich herzlich umarmen, Elisa 🌳🌴🌻🌼

      Gefällt 1 Person

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