In Harmonie mit sich und dem Universum

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In einem kürzlichen Interview zitiert Lotti Latrous (die in Afrika wirkende Schweizer ‘Mutter Theresa’) den persischen Mystiker Rumi: «Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern, heute bin ich weise und möchte mich verändern».

Diese Einstellung nimmt dem Alt-Werden den Stachel, denn es bleibt uns immer noch mehr als genug zu tun – und sich zu verändern ist eine höchst ehrenvolle Arbeit.

Kennt Ihr Rumi? Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī (1207-1273) ist einer der bedeutendsten persischen Dichter des Mittelalters. Er war auch ein berühmter Gelehrter seiner Zeit. Krieg und Frieden, stellte er fest, folgen in dieser Welt endlos aufeinander, obwohl fast alle Menschen einen ewigen Frieden wünschen. Dieser sei aber nicht irdisch, sondern nach langem Kampf der Seele mit dem «inneren Löwen» in einer Wandlung durch den Geist zu finden. Liebe betrachtete er als die Hauptkraft des Universums. Der Mensch könne die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lerne, Gott – und damit alles von Gott Geschaffene – zu lieben. Fein ausgedrückt, um eine so essentielle Wahrheit auf den Punkt zu bringen, nicht? Wenn die ganze Menschheit Rumis Wahrheit verinnerlichen würde, hätten wir das Paradies auf Erden. Das vollkommene Paradies indessen wartet, so glaube ich, erst jenseits des Vorhangs.

Einer von Rumis Übersetzern, der Engländer Andrew Harvey, war nicht nur verzaubert vom Gedankengut, sondern auch von der sprachlichen Schönheit in Rumis Gedichten. In Bezug auf seine Arbeit meinte er: «Jede Übersetzung ist natürlich mit gewissen Enttäuschungen verbunden. Doch zumindest ist das Englische ausdrucksstark genug, um Rumis Bildsprache gebührend aufzufangen. Und ich hoffe, dass ich einen Teil dieser Schönheit und einen Schatten des großen Lichts aus dem Original erhalten konnte.»

Und im Deutschen? Bitte lest diese Gedichte – ich finde sie wunderschön. Ihr auch?

Sieh, das ist Liebe: himmelwärts zu fliegen,
In jedem Nu die Schleier zu besiegen,
Im ersten ganz den Atem anzuhalten,
Im letzten dann den Fuss zurückzuhalten,
Die Welt als Unsichtbares zu betrachten,
Das eig’ne Seh’n als Sehen nicht zu achten.
«Oh Herz», so sprach ich, «möge es dir frommen
Im Kreis der Liebenden nun anzukommen,
Von jener Richtung aus die Welt zu sehen,
Tief in die Winkel deiner Brust zu gehen!
Was für ein Hauch rührt, Seele, dich mit Schmerzen?

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist pexels-photo-1105389.jpeg.

Wenn sie am Tage des Todes
tief in die Erde mich senken,
dass mein Herz dann noch auf Erden
weile, darfst du nicht denken….
Siehst meine Bahre du ziehen,
lass‘ das Wort Trennung nicht hören,
weil mir dann ewig ersehntes
Treffen und Finden gehören!
Klage nicht‚ Abschied, ach Abschied!‘
wenn man ins Grab mich geleitet:
Ist mir doch selige Ankunft
hinter dem Vorhang bereitet.

Elisabeth, 22.4.2020

11 Kommentare zu „In Harmonie mit sich und dem Universum

  1. „…«Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern, heute bin ich weise und möchte mich verändern».

    Diese Einstellung nimmt dem Alt-Werden den Stachel, denn es bleibt uns immer noch mehr als genug zu tun – und sich zu verändern ist eine höchst ehrenvolle Arbeit…“

    Guten Morgen Elisa, das ist nicht nur eine wunderbare Aussage, sondern auch ein erstrebenswertes Ziel.
    Dran bleiben!!!! …denn es ist nie zu spät! 🙂
    Das Gedicht kannte ich nicht und auch der Verfasser ist mir nicht bekannt. Daher muss ich es noch ein weiteres Mal lesen, denn noch – hat es sich nicht gesetzt. Aber ich bin zuversichtlich und bleibe dran… 🙂
    Sonnige Grüße aus Düsseldorf 🌞 🍀

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    1. Liebe Bea, herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Zu reifen war schon immer mein Lebensziel. Weise zu werden und sich positiv zu verändern, dauert bis zu unserem Tod, glaube ich. Wie spannend! Selbst in diesen Tagen müssen die Stunden nicht leer sein… Dir schicke ich liebe, sternglänzende Grüsse aus Bern, Elisa

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  2. Mir gefällt das Zitat «Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern, heute bin ich weise und möchte mich verändern». auch ganz besonders gut.
    Irgendwie stolpere ich in den letzten Tagen häufiger beim Lesen in den Blogs auf wunderschöne Zitate. Ich glaube gestern oder vorgestern war es ein Zitat von Mutter Teresa, die sagte: „Ladet mich nicht zu einer Anti-Kriegs-Demo ein, sondern zu einer Friedens-Demo.“
    Ich finde irgendwie, die beiden Zitate ergänzen sich und passen ganz gut zusammen.

    Gefällt 1 Person

  3. Liebe Elisa, ich habe Deine Seite erst jetzt entdeckt.
    Das Gedicht gefällt mir sehr gut. Es enthält eine gewisse Leichtigkeit, obwohl von Abschied die Rede ist.
    Herzliche Grüße von Gisela

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    1. Danke, liebe Gisela, das freut mich, auch, dass Du mir folgst. Ja, du hast Recht: Rumi hat etwas Berührendes, Ernstes, doch seine Worte sind von einer leichten Schönheit geprägt. Frohen Sonntag und liebe Grüsse, Elisa

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