
Habt Ihr gewusst, dass auf dem Standesamt ein NEIN unwiderruflich ist, selbst wenn man es aus Jux gesagt hat? Man kann lange beteuern: «Ich wollte doch nur witzig sein!» – es nützt nichts, die Trauung wird unverzüglich abgebrochen. Witze in Ehren, aber in so einem feierlichen Moment? Das wäre höchst peinlich. Mein humorvoller Vater geriet jeweils in Not, wenn eine Abdankung bevorstand, weil er wusste, es würde ihn im traurigsten Moment wieder vor Lachen schütteln. Um es zu verbergen, musste er jedes Mal tiefste Erschütterung vortäuschen, was ihn natürlich belastete. Doch was ist, wenn Panik ins Spiel kommt? Dann entscheidet das Schicksal. Die zahlreichen Nachkommen meiner längst verstorbenen Patin sind sich noch heute bewusst, dass ihre Existenz einst an einem Seidenfädchen hing. Die Ehefrau in spe weigerte sich nämlich vehement, am Hochzeitstag aufzustehen, sie wollte nie und nimmer heiraten. Wer sie schliesslich in allerletzter Minute vom Gegenteil überzeugt hat (und wie), bleibt ein wohlgehütetes Geheimnis.
Glimpflich ausgegangen ist auch jene Trauung, bei der die Braut alle in der Kirche warten lässt: ihren Bräutigam, den Pfarrer, die Brautjungfern, die elegante Hochzeitsgesellschaft. Man wartet nervös, angespannt, ratlos. Warum kommt sie nicht? Da endlich, sie hat satte 50 Minuten Verspätung, braust sie heran, mit wehendem Schleier, im offenen Cabriolet! Nie vorher, berichtet der Pfarrer, habe er beim Eintritt einer Braut in die Kirche derart strahlende Gesichter gesehen. Ihr Ehemann, vermute ich, wird auch in Zukunft starke Nerven brauchen. Ob sein strahlendes Lachen von Dauer ist?
Im vollbesetzten Kino herrscht atemlose Spannung: der Film handelt von einem Fallensteller in den entlegensten Wäldern Kanadas. Dem Mann ist eine seiner eigenen Fallen zum Verhängnis geworden. Nun hat die grosse Wunde am Bein zu eitern begonnen und bringt ihn in Lebensgefahr. In der Verzweiflung befiehlt er seiner Frau, ihm das Bein mit der Axt abzuhacken. Grauenvoll! Es ist mucksmäuschenstill, als sie mit verzerrtem Gesicht die Axt auf sein Bein sausen lässt. In diesem spannungsgeladenen Moment ruft ein Spassvogel laut durchs Kino: «Huch! Sorry! Falsches Bein!» Der Saal brüllt vor Lachen, das ganze Hühnerhaut-Feeling ist futsch. So wenig braucht es, um den Höhepunkt einer Geschichte zu vermasseln…
Durch die Stadt schlurft ein grossgewachsener Greis, schiebt einen Rollator vor sich her. Grundlos lacht er von Zeit zu Zeit laut auf, so dass jedermann in seiner Umgebung zusammenfährt, denn es ist ein freudloses Lachen. Paradox: zu lachen, ohne fröhlich zu sein.
Elisabeth, 17.10.2018