
Bleiben wir einen Moment länger in den Vereinigten Staaten. Mit einer Kollegin bin ich an diesem Abend in New York angekommen. Wir teilen uns das Zimmer. Nachdem wir eingezogen sind und ausgepackt haben, falle ich ins Bett und in einen bleischweren Schlaf, denn nach den Anstrengungen von Reise, Zeitverschiebung und neuen Eindrücken fühle ich mich hundemüde. Ich habe schätzungsweise fünfzig Sekunden geschlafen, als mich die Kollegin wachrüttelt. «Hör dir das an,» sagt sie aufgeregt, «im Nebenzimmer streiten sich ein Mann und eine Frau, dass mir angst und bange wird. Bring du sie zum Schweigen, du kannst viel besser Englisch als ich. Bei diesem Höllenlärm kann man ja kein Auge zu tun.» Nun, ich hatte geschlafen und bin auch jetzt noch nicht ganz wach. Doch die Auseinandersetzung durch die dünne Wand tönt tatsächlich bedenklich, die Frau kreischt Zeter und Mordio. Er wiederum hört sich derart bedrohlich an, dass ich einen kurzen Moment erwäge, die Polizei zu alarmieren. Nein, lieber nicht. So rufe ich verschlafen und in meinem höflichsten Englisch: «Would you please stop that noise? We can’t sleep.» Der Lärm geht unvermindert weiter. Nach minutenlangem, bangem Zuhören unsererseits brüllt meine sonst so freundliche Kollegin: «Shut up, you damned bastards!» (Klappe, ihr verdammten Bastarde!) Kaum zu glauben: Augenblicklich wird’s gespenstisch still. Auf einen Schlag bin ich hellwach. Kommt man mit Grobheit zum Ziel? Oder haben die beiden Streithähne einander die Köpfe eingeschlagen?? An Schlaf ist nicht mehr zu denken!
Elisabeth, 8. August 2018